Musikproduktion online

 
Ablauf

 

  • 0) Einleitung
  • 1) Die bisherige (offline) Musikfindung
  • 2) Die online-Welt
  • 3) Ausblick

Dieser Vortrag im Wintersemester 2001 im Seminar "Popsong Economy" an der Bauhaus-Universität Weimar.

 

 
0.) Einleitung 

 

Lösgelöst vom Popsong-Musikmarkt existiert der für den Endverbraucher eher unscheinbare Markt der Musik- und Tonproduktionsfirmen. Von der Werbe-Jingle bis zur Kinofilmvertonung müssen auch diese Musiken und Sounds produziert und verkauft werden. Folgendes Script fasst die Möglichkeiten zusammen, Musik für TV-Produktionen, Kinofilme, Werbung usw., zu erwerben und zeigt neue Entwicklungen im Online-Sektor auf. 

 

 
1.) Die bisherige (offline) Musikfindung

 

CDs aus dem Laden

  • "Verwerter" (z. B. TV- o. Radiosender) mit GEMA-Rahmenvertrag kann normale CDs nutzen, wenn Label Code (LC) vorhanden und Verwertung im redaktionellen Programmteil (Fernsehfilmen, Dokumentarfilmen, Serien...) erfolgt
  • außerdem geduldet: Verwertung in "On Air Promotion" - nur dann, wenn Ort und Zeit der Ausstrahlung der beworbenen Sendung genannt werden (Trailer)
  • fehlen diese, handelt es sich um Image- bzw. Markenwerbung =>sämtliche Nutzung freier Musik dann illegal, sofern nicht das Einverständnis der Urheber und des Verlages vorliegen.
  • für Kinofilme und Nutzung im Internet müssen grundsätzlich die Einwilligungen des Verlages und der Urheber vorliegen

Archivmusiken

  • von Musikproduktionsfirmen angebotene, thematisch sortierte Archivmusiksammlungen auf CDs
  • bei Nutzung eines Sounds GEMA-Meldung (Labelcode, Länge, Medium...)
  • GEMA schreibt Rechnung, leitet nach Zahlung einen bestimmten Prozentsatz an den Inhaber des Labelcodes weiter; handelt es sich um einen "Dritten", gibt dieser wiederum einen Teilbetrag an den Auftraggeber der CD weiter
  • i.d.R. lassen sich die Archive auch die Verwertung durch ein einmaliges Buy Out bezahlen
  • einige Musikproduktionen bieten neue Service-Formen an:
    Beispiel: UBM Records: bietet ihren Kunden einen kostenlosen Telefonservice unter der Rufnummer 0700-UBMMUSIC: rund um die Uhr können Redakteure anrufen und eine gesuchte Musik beschreiben (zum Beispiel: "Für eine Geschichte über ein krebskrankes Kind brauche ich Melodie wenn die Mutter das Kind nach der geglückten Operation in Empfang nimmt"). Innerhalb von 60 Minuten, werden Musikvorschläge übermittelt.

GEMA-freie Musiken

  • Musiken, die von nicht-GEMA-Mitgliedern stammen, müssen nicht der GEMA gegenüber gemeldet oder vergütet werden
  • einem GEMA-Mitglied ist es nicht gestattet, GEMA-freie Musiken auf den Markt zu bringen
  • GEMA-freie Musiken sind zumeist qualitativ minderwertig und daher für den professionellen Einsatz ungeeignet
  • "Magix" zum Beispiel bietet Einsteigern auf "Royaltee Free CDs" solche Musiken an, belegt die Nutzung jedoch mit strengen Auflagen

Auftragsarbeiten durch Tonproduktionsfirmen oder Künstler

  • bei gehobenen Ansprüchen oder bestimmten rechtlichen Voraussetzungen bietet sich die Neuproduktion eines Sounds an
  • qualitative Vorteile: gemeinsam mit dem Künstler entwickelt der Kunde seinen Sound, der genau auf seinen Bedarf zugeschnitten wird
  • je nach Vertrag erlangt er das exklusive Nutzungsrecht (die Musik ist für andere Kunden gesperrt) oder die Erlaubnis für eine nicht-exklusive Nutzung
  • wenn Komponist GEMA-Mitglied (Regelfall), muss die GEMA informiert werden (siehe oben)
  • Kunde zahlt in einem solchen Fall "zweimal": Tonproduktionsfirma wird für die Produktion des Sounds und eventuelle Buy Outs entlohnt. Die GEMA erhält Vergütungen für die Ausstrahlung/Verwertung.
  • Öffentlich-rechtliche Sender zwingen Komponisten, ihren Verlagen beizutreten, um die 40% aus der GEMA-Ausschüttung zur erhalten. Musterklage des Komponisten-Verbandes gegen das ZDF bestätigte die Unrechtmäßigkeit - an der Praxis ändert dies jedoch nichts. Wer nicht beitreten will, erhält keine Aufträge.

 
2.) Die online-Welt

 

  • Shops wie no-silence und Killersound nutzen Stärken des Internets: zeitnahe Informationsübertragung und Automatisierung
  • es bietet sich an, bereits fertig produzierte Sounds (abgelehnte Vorschläge für Kunden z.B.) wiederzuverwerten
  • Internet schafft neuen Absatzmarkt (z.B. Flash, durch Sound emotional geladenes Internet, Spiele) und neuen räumlichen Markt (als Übertragunsmedium)
  • no-silence.com versucht insbesondere, die Musiknutzung im Internet zu legalisieren
  • Angebot einerseits mit CD-Sammlungen vergleichbar, online-Shops jedoch automatisieren Produktfindung (z.B. durch Verschlagwortung und Suchmaschinen) und Bezahlung (Minimierung der Transaktionskosten auf Seiten der Anbieter und Käufer)
  • Kunde kann sehr leicht mit dem Tonproduzenten Kontakt aufnehmen (Email, Formular, Telefon), um genauere Wünsche zu äußern - Ankurbelung der klassischen Produktionsweise durch das Internet
  • große Agenturen und Unternehmen/Konzerne mit erhöhten Soundbedarf erhalten attraktivere Zugangsmodalitäten: z.B. Downloads gegen "Leihgebühr" zu Präsentationszwecken oder Designvorlagen oder die Zahlungsmöglichkeit per Rechnung am Monatsende
  • GEMA-Meldung muss auch hier wie bei 1.1 erfolgen - Vereinfachung jedoch durch automatisch erstellbare Formulare

 

 

 

 
3.) Ausblick

 

  • Märkte für Musikproduktionen wachsen schnell: Computer- und Konsolenspiele, sowie das Internet bieten neuen Absatzmarkt
  • durch verändertes Arbeitsverhalten und Zeitzonen im globalen Markt von Flash- und Game-Designern (veränderte Arbeitszeiten) müssen Musikproduktionen rund um die Uhr präsent sein (z.B.: Call-Center, Online-Shops)
  • das Internet mit seiner schnell wachsenden Bandbreite macht CD-Archive überflüssig
  • interaktive Online-Shops können Kunden "beratend" zur Seite stehen und übergeben erst an einem gewissen Punkt die Arbeit in die klassische Produktion
  • Transaktionskosten sinken auf Seiten der Anbieter und Käufer
  • das neue EU-Urheberrecht und eine aufmerksame GEMA unterbinden zunehmend illegale Musiknutzung im Internet
  • dennoch sieht sich Musikproduktion mit einer wachsenden Beliebtheit von Popsongs zur Verwendung in Werbung, TV und Film konfrontiert - hier kann und muss mit Service Qualität als vertrauens- und somit verkaufsfördernde Maßnahme verstärkt werden


 

 
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